02. Mai 2023: Tag 2 der Tour von Elsfleth nach Absersiel

Werner kocht erst mal einen ordentlichen Tee!

Der Tag begann mit leichtem Nieselregen zu früher Stunde, der jedoch bald besserem Wetter weichen sollte. Um halb elf haben wir gegen die Tide abgelegt, um bei Hochwasser die Schweiburg-Südeinfahrt nehmen zu können mit Ziel Absersiel. Die anderen Tiden liegen so schlecht, dass wir unweigerlich ins Dunkel der Nacht geraten wären. Und raus wollen wir heute auch nicht, weil ein steifer Nordwest gegen das ablaufende Wasser vor Bremerhaven steht. Morgen soll es angenehmer werden, was die Windstärke betrifft.

Nun haben wir es bei HW ins Absersiel geschafft!

Wunderbar, kein Warten, kein Schlickrutschen und immer reichlich Wasser unterm Kiel! Sogar in der Südeinfahrt der Schweiburg hatten wir mindestens 1,6m Wasser unterm Kiel. Und bei der Einfahrt ins Siel dann sogar 2,4m. Dieter lief als Scout vorweg, wir hinterher. Nach uns kamen die Robbe und Anquarius. Meine klare Anweisung über Funk an die Nachkommenden beiden: „Die ersten beiden Pricken steuerbord liegen lassen und die dritte, die ganz dicht am Ufer steht und oben „offen“ ist, dann an Backbord!“ Alle melden zurück, dass die Sache damit klar sei.

Wir machen gerade fest am Steg, dann kommt ein Notruf von der Robbe: „Wir sitzen fest!“  Wie kann das sein? Bei HW??? Falsch abgebogen? Sofort haben wir wieder abgelegt und sind zurück an die Sieleinfahrt gedüst. Und da waren sie einfach zwischen Pricke 1 und 2 (die dasselbe Topzeichen haben!) hindurch gefahren, voll in den Schlickberg hinein! Schleppen von vorn, von achtern: alles vergebens. Zehn Minuten bei ablaufendem Wasser sind einfach zu lange, um daran noch etwas retten zu können. Immerhin fallen sie nun in wunderbar weichem Schlick trocken und werden sich bei NW wundern, wie sie da wohl hingekommen sind. Ein zweites Mal wird es ihnen wohl nicht passieren. Aber bis drei zu zählen kann ja auch verwirrend sein – vor allem, wenn man noch eine Pricke aus der Schweiburg mitzählt…

Sie haben alles an Bord. Heute Nacht um 1 Uhr werden wir einen nächsten Bergeversuch starten. Jetzt machen wir erst mal die Bohnensuppe heiß. Die anderen auch. Und danach machen wir einen Spaziergang zum Siel und schnacken mal mit ihnen, die da noch und trocken liegen und bauen sie möglichst wieder etwas auf. …

Inzwischen ist es Abend geworden und wir hatten nachmittags einen Spaziergang über die Weiden zu den Schlicksitzern Bernd und Adriaan gemacht. Sie waren guter Dinge, jedenfalls bis ich Bernd riet, doch unbedingt seinen Anker ins tiefe Wasser auszubringen. Also da, wo später mal tiefes Wasser sein würde und jetzt noch tiefer Schlick liegt. Dazu reicht bloßes Ankerwerfen leider nicht aus und so musste Bernd in den tiefen Schlick und den Anker weit hinaustragen. Leichter gesagt als getan, wenn man schon ohne Anker bis zur Hüfte versinkt und sehr schwer wieder rauskommt aus dem Schlick. Bernd hat sich wacker geschlagen und damit ist alles vorbereitet für die Nachtaktion zur Hochwasserzeit. Wir haben zu wenig Licht, aber mit etwas Glück leuchtet der Mond und den Rest muss dann die gründliche Revierkenntnis bringen.

Es ist sehr kühl geworden und meine Erkältung will um keinen Deut weichen. Heute habe ich mir erst mal Nasentropfen für die Nacht geholt. Und jetzt haben wir die kleine Gasheizung in der Kajüte angemacht. Mollig warm – auf Anhieb.

Was die Bordtechnik betrifft gibt es zwei Dinge zu vermelden:

  1. Ich habe die Wasserpumpe für das Frischwasser gewechselt und nun sprudelt es wieder aus dem Wasserhahn. Nicht ganz so viel wie früher, aber völlig ausreichend. Und so hält der Tank auch länger. Werner hat ihn gleich mal wieder voll gemacht.
  2. Mit aufwändigem Prüfaufbau habe ich herausgefunden, dass die Zerhackerpumpe an der Toilette kaputt ist. Da ich diesen Zerhacker eh immer für viel zu laut hielt und immer schon ein Fan der Handpumpentoiletten war, wird jetzt eine günstige für 130 Euro mit guten Bewertungen bei SVB morgen abgeholt. Dorit wird sie vorbeibringen und dann wechsele ich auch das Klo aus. Keine große Sache: Vier Schrauben und drei Schläuche, die leicht zuzuordnen sind. Neue Schlauchellen habe ich reichlich an Bord und die Ventile nach außen bereits geschlossen (damit das bloß nicht vergessen wird!!!).

Also in dieser Hinsicht war der Tag doch erfolgreich. Mal sehen, was wir heute Nacht mit der Robbe bewerkstelligen können. Eines ist sicher: die beiden an Bord sehen sich von nun ab jede Pricke besonders genau an und fahren im Zweifel lieber erst mal mit Standgas dran lang statt besonders schwungvoll…

Und hier noch ein paar langerwartete Fotos und vielleicht auch Filme für Euch:

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Kategorisiert in Logbuch

Von Kommodore

Segler seit 1965. Bevorzugt im Wattenmeer unterwegs. 30 Jahre Jugendwart mit Aufbau einer Zugvogel-Flotte und jährlich mehreren Touren von Fedderwardersiel bis zum Ijsselmeer. Seitdem auch als Ausbilder tätig, früher für Jugendliche, heute für Erwachsene. Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse. Als Funkamateur natürlich auch mit Kurzwelle an Bord vom "Butt", beliebteste Betriebsart ist immer noch die Morsetelegrafie.

Ein Kommentar

  1. Die Robbe erinnert mich sofort an die Arche Noah nach der Strandung auf dem Ararat! Der Vorteil der Arche: sie musste da ja nicht mehr runter. Bei der Robbe ist das etwas anders!
    Viel Erfolg beim bergen!

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