06. Mai 2023 6. Tag Wattentour Dangast (Fedderwardersiel nach WHV)

Moin tosamen!

Heute beginnt der Tag ganz anders als gestern: kein Heulen in der Takelage, kein Flattern von Persennings, keine extreme Schieflage beim Aufwachen. Alles ist ruhig, gedämpft (man kann Bremerhaven nicht sehen), Wind kaum zu spüren, alles ziemlich grau in grau. Das lässt hoffen. Denn kein Starkwind aus Ost heißt auch: mehr Wasser auf der Kaiserbalje. Und kein Geschaukel auf der Jade.

Nächste gute Nachricht: das Sikaflex an meiner Toiletteninstallation hat angezogen und ist fest geworden über Nacht. Leider ist jetzt das Wasser weg, aber wenn es wiederkommt, dann werde ich mal sehen, ob das neu Klo auch richtig „arbeitet“. Und wie das ist, manuell und damit ohne elektrischen Zerhacker zu entsorgen. Welche Größe Kupferbolzen wird da Grenzen setzen? In den Bewertungen ist nichts Negatives über das Klo zu entdecken. Hoffen wir also auf das Beste steigern die feste Nahrung nur allmählich mit dem technischen Fortschritt.

Womit wir beim Frühstück wären.

Frühstücksfleisch von unglücklichen Schweinen und Grundmüsli mit Haferdrink von glücklichen Bäuerinnen: so unterschiedlich können Geschmäcker am feuchtkalten Segelmorgen sein. Zum Glück. Oder?

Werner hat schon den Kessel auf der Flamme, der erste Tee winkt. Ansonsten haben wir getrennte Ernährungsvorstellungen zu Tagesbeginn: Werner beginnt mit einem Grundmischungs-Müsli ohne Insekten und weicht es leicht in Haferdrink vor. Bei mir ist das legendäre TULIP-Frühstücksfleisch angesagt aus der wohlgeformten Blechdose, das man – je älter es wird- auch bestens als Angelköder einsetzen kann. Dazu eine Art Butter, mit Rapsöl verdünnt, damit sie auch bei Segeltemperaturen Anfang Mai streichfähig bleibt. Weniger Butter, aber höherer Preis! Wer Sebastian Lege im TV verfolgt, der kennt die Tricks der Lebensmittelindustrie! Hauptsache viel Wasser im Lebensmittel, denn das ist (noch) billig. Und danach Palmfett…

Was liegt heute an?

Wir warten auf’s Wasser. Erstens richten sich die Boote dann wieder auf und zweitens kann ich das Klo testen. Drittens legen wir dann ab, motoren ein Stück den Fed-Priel zurück bis zum Wattenhoch der Kaiserbalje. Das ist der Verbindungsweg zur Jade rüber. Immer mit dem Kirchturm von Langwarden im Visier, der auf einer exponierten Stelle der Halbinsel Butjadingen steht. Früher wichtiges Seezeichen. Heute muss ich es immer allen erzählen und manchen hängt es bestimmt auch schon zum Halse raus. Aber in der Kirche erklingt eine berühmte Orgel, die der legendäre Orgelbauer Arp Schnittger geschaffen hat. Es lohnt also einen Besuch. In WHV fahren wir, hoffentlich dann immer noch mit dem Wasser, an der Seeschleuse vorbei und ein kleines Stück Richtung Jadebusen rein. Und dann ist dort der „Nassauhafen“, den wir ansteuern als Zwischenstopp für Dangast.

Aus Kaiser Wilhelms Zeit: die Nassaubrücke

Wir könnten auch weitersegeln bis Dangast in einem Zug, aber dann läuft es schon wieder ab und wir müssten gegenan und hätten am Ende zu wenig Wasser, um in den hochliegenden Hafen einlaufen zu können. Und wenn ich etwas nicht gebrauchen kann, dann ist das ein Festkommen im engen Dangast-Priel, kurz vor dem Ziel und voll mit Blicke auf den Riesen-Penis aus Beton am Strand. Also lieber noch mal schön essen gehen im Clubhaus des Wilhelmshavener Segelvereins, an dessen gepflegten Stegen wir liegen wollen. Auch die haben damals unsere Jugendarbeit kräftig unterstützt und das vergesse ich nicht.

Später dann mehr, auch Fotos…. Jetzt ist der Tee fertig…. Schaut Euch so lange die Königskrönung an….

Teil II – Geschrieben nach Ankunft in WHV

Spät sind wir erst losgekommen in Fedsiel. Zu viel Schlick im Hafen. Zu lange dauert es, bis man aufschwimmt. Aber es hat auch einen Vorteil: Man muss am Beginn der Kaiserbalje nicht mehr Anker werfen und warten, dass man übers Wattenhoch kommt. Wir hatten gleich 50cm unterm Kiel – an der flachsten Stelle.

Wetter war und ist ausgezeichnet. Sommerlich sonnig und warm. Leider etwas wenig Wind. Gestern zu viel, heute zu wenig. So ist das im Seglerleben meistens. Und dann wurde die Zeit knapp. Als wir die Jade erreichten war schon HW WHV. Dann ging es noch eine Weile bei Stauwasser und schließlich den Rest gegenan.  Das zieht sich dann etwas hin. Aber insgesamt sind drei Stunden Fahrzeit für diesen Törn nicht zu viel. Bernd und Klaus mussten sogar einem Schweinswal ausweichen, so erzählen sie. Aber die gibt es hier ja auch wirklich, meistens weichen die aber den Booten aus und sind darin auch etwas schneller und eleganter.

Der WSC feiert heute sein Ansegeln. Mit Törn nach Dangast und abendlicher Feier hier an Land. Mal sehen, ob wir uns da noch mit einloggen dürfen fürs Büffet oder ob wir uns an unsere Spagetti machen. Letzteres wäre mir fast lieber, denn ich bin doch ganz schön kaputt. Morgen nach Dangast und danach geht es in großen  Schritten mit der langen Flut wieder zurück Richtung Heimat.

Heute aber noch große Premiere bei uns an Bord: die erste Normalnutzung des neuen Bord-Klos! Mal sehen, wen es von uns beiden zuerst erwischt… Die Probeläufe waren jedenfalls verheißungsvoll. Da werden wir mal allmählich die Dosis steigern und eine Versuchsreihe auflegen….

Hier ein kleiner Einführungsfilm, damit auch nichts schief geht: https://youtu.be/syL3JFy_yfE

Und zum Schluss noch ein paar Fotos von heute:

 

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Kategorisiert in Logbuch

Von Kommodore

Segler seit 1965. Bevorzugt im Wattenmeer unterwegs. 30 Jahre Jugendwart mit Aufbau einer Zugvogel-Flotte und jährlich mehreren Touren von Fedderwardersiel bis zum Ijsselmeer. Seitdem auch als Ausbilder tätig, früher für Jugendliche, heute für Erwachsene. Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse. Als Funkamateur natürlich auch mit Kurzwelle an Bord vom "Butt", beliebteste Betriebsart ist immer noch die Morsetelegrafie.

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