
Diese ersten Zeilen schreibe ich noch am heimischen PC, vertreibe mir die Zeit, bis es gleich losgeht. Und es geht los wie immer: Werner und ich treffen uns beim ESV, bereiten den Mast kurz zum Legen vor, legen ihn dann, füllen den Wassertank, schaffen unsere Siebensachen an Bord und telefonieren vorher noch mit der Ritterhuder Schleuse und melden uns für 11.45 Uhr an. Um 12.00 macht Richard, der diensthabende Schleusenmeister, nämlich Mittag.
Um 13.00h sind wir dann an der Bootstankstelle in Grohn mit der „Robbe“ verabredet- und natürlich mit dem Tankmeister. Der käme sonst nämlich erst ab 16.00h vorbei. Wir werden heute statt normalen Diesels den besseren „GTL“ (gas to liquid) tanken. Ein Treibstoff, der nicht aus Erdöl, sondern aus Gas gemacht wurde. Kaum Abgase, der Motor läuft runder und springt auch besser an. Vor allem kann keine „Dieselpest“ im Tank entstehen wie durch den Biodiesel von der Autotankstelle. Bei einem Verbrauch von 1 Liter/h sollte einem der Mehrpreis doch relativ egal sein bei diesen Vorteilen.
So, gleich noch frisches Brot holen und Geld aus dem Automaten sprengen, und dann geht’s los! Und Ihr seid dabei…. (der Wind wird schwach sein, aber „natürlich“ von N, also auf den Kopp. Wer da mit dem Motorsegler gegenan kreuzen will, der verliert nicht nur die Tide, sondern muss auch echte Nehmerqualitäten haben…)
So, es ist jetzt halb sechse und wir haben uns gerade einen leckeren Linseneintopf aus der Lidl-Küche schmecken lassen. Unsere beiden Boote liegen ca. 50m auseinander vor Anker in der Schweiburg- mit Blick auf das AKW Unterweser, das schon halb zerlegt ist, jedenfalls innen drin. Die ablaufende Tide hat genau bis NW und Einfahrt Schweiburg (linker Nebenarm der Weser, der die Strohhauser Plate umschließt) gereicht. Hier liegen wir jetzt ruhig und entspannt ca. 2,5 Stunden vor Anker und warten auf die Flut. Sie soll uns, wenn sie hoch genug aufgelaufen ist, ins Absersiel zum AWV – meinem Zweitverein – tragen.
Wir haben also noch Zeit.

Also schreibe ich mal ein wenig Logbuch. Ronald und Regine von der „Robbe“ sind ganz begeistert immer hinter uns hergefahren, haben wie wir Anker geworfen und räumen jetzt ihr Schiff ein und auf. Zu Essen gibt es vermutlich auch etwas. Sie genießen die unglaubliche Stille hier, die höchstens durch Naturlaute oder das Klappern des Ankerballs an den Wanten bereichert wird.
Dass ihre LM24 genau 10cm mehr Tiefgang hat als unsere LM23Comfort war beim Befahren der immer flacher werdenden Schweiburg schnell ersichtlich. Mit einem Mal blieben sie zurück. Und deshalb liegen wir jetzt auch fünfzig Meter auseinander. Aber in dem weichen Schlick ist ein Ankermanöver die reine Freude: Einfach reinfahren, bis der Kahn stehenbleibt und dann den Anker fallen lassen. Ein paar Meter Ankerleine ausgeben und dann warten, bis die Flut das Boot anhebt und in Windrichtung wegdreht. Geht alles fast von alleine.
Mal sehen, wie lange wir hier noch liegen. Am besten merkt man sich ein, zwei Fixpunkte im Schlick oder in Ufernähe und beobachten den steigenden Wasserstand daran. Das ist genauer als das Echolot, dass sich von dem weichen Schlick und seinen diffus zurückkehrenden Signalen schon mal zu seltsamen Werten verleiten lässt.
Also, dann dritter Teil heute Abend. Es wird Zeit eine Pfeife zu stopfen und einen richtigen Tee zu trinken (keinen zum Durchgucken….). Bis später….aber erst noch ein paar Fotos (leider gelingt es mir, anders als daheim probiert, noch nicht, die Fotos vom Fotoapparat aufs Handy zu ziehen. Da muss ich noch weiter probieren. Werner hat es aber schon geschafft, sich ins Bord-WLAN einzuloggen!
Nach rund zweieinhalb Stunden vor Anker haben wir dann Anker gelichtet und sind, teils unter Fock segelnd, in das Absersiel eingelaufen. Ronald und Regine haben zuvor noch erfolgreich ein „Schuh-über-Bord-Manöver“ (SüBM) fahren müssen. Der Film wird dann später noch hier eingefügt, weil ich es zufällig gefilmt habe.
Jetzt liegen wir am Anleger beim AWV, setzen uns an Bord der „Robbe“ zusammen auf ein Fläschchen Dornfelder aus Nirobechern (das gehört sich hier so aus alter Tradition). Wie schön wäre es, wenn Abbi und Horst jetzt noch dabei wären! Das waren noch Zeiten, als wir mit der Jugend hier immer eingelaufen sind!
Morgen früh können wir ausschlafen. HW ist er mittags und dann laufen wir mit der Ebbe raus ins Watt. Abends werden wir (wohl) in Fedderwardersiel einlaufen – wenn alles klappt…. aber wir haben ja sonst auch noch einen Plan B….

Die ROBBE hat kein AIS, das ist schade!
Moin Holger und Werner!
Ich wünsche Euch einen schönen Törn und werde Euch am PC begleiten.
Mit Holgers neuer Handfunke kann ja nichts mehr schiefgehen…
Handbreit!
LG Horst