
Um 0300h sind wir aufgestanden. Der Mond stand über dem Siel und produzierte eine Lichtstimmung, wie man sie von den Gemälden des Dangaster Malers Franz Radziwill kennt. Wir mussten früh ran, um zwei Boote aus dem Flachen ins Tiefere zu bewegen. Sonst könnten wir das ablaufende Wasser ab Dämmerung nicht nutzen, um Richtung Heimat den schönen Dangaster Hafen zu verlassen.
Das klappt ausgezeichnet. Einige legten sich dann wieder hin, ich hielt Wache bei einem ersten Becher Tee. Dann dämmerte es langsam und wir machten uns startbereit, um den kitzeligen Weg durch das Prickengewirr bei ablaufendem Wasser in Angriff zu nehmen.

Mit jedem Meter wurde es etwas heller, schließlich ging die Sonne auf. Aber dann erwischte es uns (Robbe und Butt) schon in der zweiten Kurve: eine einzige, abgetakelte Pricke deuteten wir falsch und schon saßen wir hoch und fest! Schnell eingeleitete Abbergungsversuche scheiterten, denn im Minutentakt sank das Wasser. Wir mussten schließlich akzeptieren, dass wir den Tag hier hoch und trocken würden verbringen müssen. Also ging es ans Vermeiden des Schlimmsten: Loten nach beiden Seiten und dann zur flacheren Seite hin das Boot krängen. Damit es bloß nicht eine steile Prielkante hinunter in den Priel kippt. Uns gelang das passabel und der Robbe anfangs scheinbar auch, bis sie dann doch zur falschen Seite abrutschte. Schließlich fing sie sich aber bei starker Schräglage noch rechtzeitig, sodass bei der nächsten Flut kein eindringendes Wasser zu befürchten ist. Aber Leben an Bord ist da kaum möglich, bei uns noch passabel.
„Aquarius“ und „Hanni“ setzten ihren Wegen heimwärts nun alleine fort. Aus dem Funkverkehr können wir entnehmen, dass sie nun in die Kaiserbalje eingelaufen sind. Und nun warten alle vier Boote wieder auf die Flut. Immerhin. Wir werden heute nur zurück nach WHV in den Nassauhafen laufen. Nachmittags und „gegenan“. Aber hier strömt es nicht so stark wie draußen auf der Jade. Noch sind wir im Plan und haben den „Sturmtag“ als „Trockenfalltag“ vorgezogen. Wenn man nichts ändern kann, dann muss man sich mit der Lage abfinden und das Beste daraus machen. Ich werde nachher mal ins Watt steigen und den Anker besser platzieren, damit wir beim Aufschwimmen nicht noch weiter aufs Flache getrieben werden. Ansonsten ist alles an Bord, was wir brauchen. Auch tröstlich. Selbst das Klo funktioniert, wenn man zum Spülen Wasser aus dem Tank nimmt statt von draußen (wo derzeit keines mehr ist).
Werner macht uns gleich ein warmes Süppchen. Die Sonne scheint zwar, aber es weht doch starkt und ist ziemlich kühl an Bord.
Jetzt noch ein paar Fotos für Euch zum Anschauen. Nachmittags werden wir dann wieder aufschwimmen. So kann ein winziger Fehler sich auswirken… Aber das macht die Wattensegelei ja gerade auch wiederum so interessant…. Man darf halt nur nicht in Zeitdruck sein….
Teil II
Halb drei schwammen wir wieder. Und zwar problemlos und ohne Trickserei. Was uns sehr erfreute und beruhigte war, dass zwischendurch ein Mitglied des Dangaster Vereins mit seinem Boot zu uns gefahren kam. Er hatte uns vom Hafen aus dort liegen sehen und ärgerte sich darüber, dass ständig wegen einer alten, vergessenen und nicht beseitigten Pricke vom letzten Jahr immer wieder Boote genau an unserer Stelle aus dem Prickenweg fuhren und trockenfielen. Das beruhigte uns doppelt, denn erstens war es dann nicht nur eine Nachlässigkeit, hier aufs Trockene zu gelangen, sondern es lag an dieser vergessenen Pricke, die eine falsche Seite vorspiegelte. Und in der Dämmerung war es natürlich noch schwerer, das als Fehler zu erkennen und man hat dafür auch nur wenige Sekunden. Manche kommen dann wieder runter, andere nicht. Und wenn man in drei Minuten nicht wieder runter ist bei ablaufendem Wasser, dann ist es definitiv zu spät.
Der Kamerad aus Dangast bemühte sich nun eineDreiviertelstunde lang, die Pricke zu ziehen. Dabei flog ihm sogar eine seiner Klampen um die Ohren,

aber er gab nicht auf. Schließlich hatte er Erfolg und zog mit der alten Pricke im Schlepp von dannen, zurück in den Hafen von Dangast. Das gefiel uns sehr. Man achtet aufeinander und bemüht sich umgehend, Fehler abzustellen, wenn sie sich als massiv herausstellen.
Die Rückfahrt zum Nassauhafen WHV war dann ein Klacks, auch wenn viele Pricken dort fehlten. Der Fischer, der sie dort in Zusammenarbeit mit den Wassersportler steckt, hat derzeit einen defekten Kutter und kann nicht fahren. Das gefällt den Dangastern überhaupt nicht und es war Thema Nr.1 im Hafen dort. Überhaupt wieder mal festgestellt: ein netter Verein. Freundlich und hilfsbereit ist man dort. Wir können Dangast als Ziel absolut empfehlen. Man hat zwar am Wochenende jede Menge Trubel an Touristen dort, aber man liegt dem im Abstand genau gegenüber und bleibt davon unbehelligt. Andererseits ist es nicht weit in den Ort.
Bei Segelclub Wilhelmshaven, wo wir jetzt wieder liegen, haben wir heute deren Vereinslokal besucht und ausgezeichnet gegessen. Alles mit Fisch, vor allem die Suppe, verdienen hohes Lob.
Nun sind wir satt und müde. Ich tippe noch diese Zeilen und dann werde ich mich lang machen. Die letzte Nacht war schon zu kurz und irgendwie sammelt man auch über die Tage so die müden Stunden irgendwie an.
Morgen geht es dann über die Kaiserbalje und den MIttelpriel in die Weser zurück, vielleicht bis Großensiel. Vielleicht, wenn wir es schaffen, ankern wir aber auch in der Schweiburg. Dann sind wir Mittwoch früher dabei, wenn die Flut uns nach Bremen, bzw. Ritterhude zurücktragen soll.
Das Klo funktioniert auch noch ausgezeichnet und viele kleine Reparaturen wurden erledigt. Gewaschen haben wir den „Butt“ heute auch noch mal, um ihn von Schlick und Salz zu befreien.
Morgen mehr und dann kommen wir der Heimat ein großes Stück näher. Unsere anderen beiden Boote, die nicht festgekommen sind und weniger Tiefgang haben und hinter uns fuhren (und so noch ins Tiefe gelotst werden konnten) haben sich wacker bis Bremerhaven durchgeschlagen und liegen diese Nacht im Neuen Hafen bei ImJaich, der Marina mit den goldenen Wasserhähnen und der Festbeleuchtung bei Nacht. Dieters Welt, meine weniger, aber so hat jeder seine Lieblingshäfen.
Dann erst mal gute Nacht…. und bis morgen (da können wir etwas länger schlafen und legen erst kurz vor neun ab….