11.08.22 Fedd.siel nach Horumersiel (Jade)

Die Flut läuft in den Yachthafen Fedd.siel ein. Gegen 11.00h werden wir ablegen können, erst einmal denselben Weg zurück ein Stück, den wir gestern kamen: die frisch verlegte Zufahrt des Fedderwarder Priels, die noch in keiner Seekarte so vorzufinden ist. Glaubt man den Kartenplotter, dann fährt man dabei über Land. Mal sehen, wie lange es dauert, bis das in den Kartenupdates korrigiert wird?!

Heute wollen wir zu Jade rüber. Erst ein Stück Kaiserbalje bis zum Wattenhoch, wo auch die beiden gelbbestückten Kabelpricken stehen (ersetzen die früher dort liegenden gelben Kabeltonnen). Von dort geht es quer über das Watt Hoher Weg, zwischen zwei Schutzgebieten hindurch, direktemang zum Radarturm Hooksielplate und von dort quer über die Jade zu Tonne W3, der Ansteuerungstonne vom Horumersiel. Ermutigt durch die gestrige Querung von Langlütjensand jenseits aller Prickenwege streben wir heute nach intensivem Kartenstudium, vor allem der Watthöhen, das nächste Abenteuer an. Immer eine Stunde vor HW, besser nicht danach… Das gibt etwas Sicherheit und ggf. die Möglichkeit zur Umkehr oder Kursänderung auf der Suche nach mehr Tiefe.

Umkehr und die Suche nach mehr Tiefe sind ja schließlich auch Themen, die einem Theologen nicht fremd sind, oder?

Wir haben natürlich auch noch einen Plan B. Das Wetter ist ganz nach Werners Mütze, besser nach seinen Pullovern: hübsch heiß. Mir ist es zu warm. Der Wind ist irgendwo mit Bft 1-2 aus Südost zugange, die Richtung ist sehr gut für unseren Segeltörn heute. Im Laufe des Tages soll er allerdings auf NNO drehen. Schaumermal. Damit kommen wir klar….

Bemerkung am Rande (des Lebens): 

Beim Radarturm Hooksielplate werden auch Seebestattungen durchgeführt. Als ich vor zwei, drei Jahren das letzte Mal den Hohen Weg kreuzte auf dieser Route, wunderte ich mich über ein paar Rosen in unserem Kielwasser. Dann erst bemerkte ich das Urnenbeisetzungsboot, wo gerade Musik erschallte und man augenscheinlich gerade jemanden beigesetzt hatte. Die Rosen aber trieben schnell auseinander und die Urne aus Salzteig löste sich binnen Minuten auf. Welcher Kutterfischer will denn auch Urnen fangen statt Granat….?!

Mehr vom Butt dann später….

….nämlich jetzt, kurz vor fünfe…..

Hooksielplate querab

Kurz gefasst: Es war ein schneller und erfolgreicher Törn, leider mit wenig Wind. Der Wind kommt immer erst dann, wenn wir schon im Hafen sind. Dann hat er sich über die Hitze langsam aufgebaut zu einem schönen Segelwind. Naja, vielleicht klappt es ja morgen. Aber wir sind nun in Horumersiel, letzter Hafen vor Helgoland, den ostfriesischen Inseln oder New York. Ein Ort mit vielen Touristen und zahlreichen Wohnmobilisten, die in der Tageshitze auf dem heißen Parkplatz über dem Sielhafen stehen, dicht an dicht. Was sind wir froh, dass wir ein Boot haben…

Backfisch mit Bier in Horumersiel

Wir haben wieder, obwohl es hier voll ist an den Stegen, zwei Plätze nebeneinander gefunden und der Wind bläst erfrischend durch die offene Kuchenbude, wo ich jetzt schreibe. Ronald und Werner sind „in den Ort“ unterwegs, sich ein Bild zu machen. Viel Bild ist da nicht zu machen, aber wenn man noch nicht da war… halt viele Touristen und dann die üblichen Shops und Gastronomitäten. Am Supergrill beim Parkplatzende haben wir natürlich Backfisch mit selbstgemachten K-salat gegessen und ein kühles Jever getrunken, dann ein Schläfchen gehalten.

Doch nun die nautische Auswertung:

Wir haben, vermutlich sehr zur Verwunderung der anderen Segler, die treu Pricke für Pricke der Kaiserbalje abhakten, bei den beiden gelben Kabelpricken einfach Kurs auf Radarturm Hooksielplate abgesetzt. Zwischen zwei Naturschutzgebieten hindurch. Dadurch reduziert sich der Weg erheblich, also tatsächlich eine echte, nicht nur eine gefühlte Abkürzung.

Quer rüber nach Horumersiel

Das geschah eine Stunde vor HW und um HW hatten wir Hooksielplate erreicht und waren wieder im tiefen Wasser. Grundberührung hatten wir keine, die flachste Stelle war nur kurz einmal 0,6m Wasser unterm Kiel, sonst in der Regel mindestens das Doppelte, 1,2-1,8m unterm Kiel. Tatsächlich kam uns auch ein schnelles „Knallboot“ entgegen mit Kurs Weser. Die See war „Ententeich“, der Wind Bft 1-2 von SO bis NNO drehend. Zeitweise nahmen wir die Genua mit raus und kitzelten noch einen halben Knoten zusätzlichen Speed heraus. Jetzt, um fünfe, wehen wir wieder ordentliche Bft 4 durch den Hafen.

Morgen soll’s dann nach Harlesiel gehen, nicht nach Wangerooge. Denn wir wollen Bernd, den Miteigner der „Robbe“ dort aufpicken. Ein Törn völlig ohne Fahrwasser! Regine hat die Aufgabe bekommen, einen Törnvorschlag zu entwickeln. Und während Ronald und Werner gerade Horumersiel erforschen, blättert Regine in Tidenkalender und Seekartenatlas und rechnet und rechnet…..

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Kategorisiert in Logbuch

Von Kommodore

Segler seit 1965. Bevorzugt im Wattenmeer unterwegs. 30 Jahre Jugendwart mit Aufbau einer Zugvogel-Flotte und jährlich mehreren Touren von Fedderwardersiel bis zum Ijsselmeer. Seitdem auch als Ausbilder tätig, früher für Jugendliche, heute für Erwachsene. Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse. Als Funkamateur natürlich auch mit Kurzwelle an Bord vom "Butt", beliebteste Betriebsart ist immer noch die Morsetelegrafie.

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