12.08.22 Horumersiel nach Harlesiel

Moin tosammn!

Gleich geht’s wieder los, so gegen 11.00h. Ich war schon im Ort und habe eingekauft, vor allem frisches Obst, natürlich auch 3 Dosen Frühstücksfleisch und reichlich von den günstigen Mettenden! (dieser Halbsatz war nur für Dorit bestimmt)

Die Nacht war ruhig und wir haben sanft geruht, nachdem ein frisches Lüftchen durchs Boot geblasen hatte.

Heute nun kommt Wattenfahrt ohne Prickenweg Teil III, nachdem wir die Teile I und II schon so erfolgreich hinter uns gebracht haben. Eine Stunde vor HW wollen wir querab Schillighörn sein, um dann aufs Flache abzubiegen. Nach Harlesiel führt kein Wattenweg, aber so schrecklich flach ist es da nicht und wir müssen auch durch kein Schutzgebiet. Wird schon klappen.

Unser Kurs heute

Ronald hat die Aufgabe bekommen, die Seeschleuse Harlesiel nachher anzurufen und uns anzukündigen. Dazu musste er erst mal die Betriebszeiten und den Funkkanal rausfinden, um sich dann mit dem korrekten Anrufverfahren noch einmal wieder vertraut zu machen. Regine hatte den Ablegezeitpunkt bestimmt, nachdem sie die Tour nach meinen Vorgaben ausgearbeitet hatte. So werden alle eingespannt, damit sie was lernen und nicht einfach blind hinterherfahren. Es ist einfach schön zu beobachten, mit welchem Eifer sie dabei sind!  Und morgen früh kommt dann ja – mit Brötchen bewaffnet – auch Miteigner Bernd, der noch viel aufgeregter ist.

So, mehr dann heute Nachmittag!

„Isern Hinnerk“s letzte Reise

Ganz rührend hier gerade zu beobachten: Das alte Eisenschiff „Isern Hinnerk“ legt ab. Ein letztes Mal mit seinem sehr alten und am Stock gehenden Käptn. Der Körper will nicht mehr, aber der Seemannsgeist ist wach! Er hat ein junges Team an Bord, was alle Arbeiten erledigt. An der Seereling hängt schon ein Schild „Zu verkaufen“. Seine letzte Tour, nehme ich an. Aber bei kaum Wasser im Hafen manövriert der Alte sicher und gekonnt aus der Box und „Isern Hinnerk“ folgt dem Priel Richtung Jade und letztem Hafen. Gute Reise!

Aufregender Bericht Teil II von der Reise und ihren Folgen

Jetzt ist es wieder kurz vor fünf und wir sind alle schlapp und doch froh. Es ist viel passiert an diesem Tag! Aber der Reihe nach….

Kegel hängt, obwohl kein Motor in Betrieb ist!

Zunächst hat auch unsere dritte Abkürzung quer übers Watt genauso gut funktioniert wie die ersten beiden. Ohne Prickenweg oder gar tiefere Fahrwasser sind wir von der Jade nahe Schillighörn direkt zum kilometerlangen Hafenpriel von Harlesiel gesegelt. Die Betonung liegt auf „gesegelt“! Erstmalig hatten wir bei dem heutigen Ostwind auch die richtige Richtung und auch die nötige Windstärke dafür. Es war quasi der erste „richtige“ Segeltag.

Wangerooge in Sicht

Und wir haben ihn genossen, immer mit Blick auf den Tiefenmesser. Aber es kamen uns auch einige andere Boote entgegen, teilweise noch dichter unter Land und die liefen auch nicht auf Grund.

Der Knüller kam dann aber in der Schleuse von Harlesiel. Auf Funk antwortete niemand, aber als wir uns näherten, war das Tor offen und die Lichter zeigten „grün“. Also rein in die Schleuse, wo außer uns noch ein holl. Plattboden durchschleuste. Besser kann man es zeitlich nicht treffen! „Butt“ lief als erstes Schiff aus, es sollten „Robbe“ und dann der Holländer folgen. Wir waren voll und ganz damit beschäftigt, gleich links im Siel beim Segelverein Liegeplätze zu sortieren und auszuwählen. Als wir schließlich zwei nebeneinander gefunden und einen davon bezogen hatten, wurden wir auf einen Schleppverband aufmerksam: der Holländer schleppte die „Robbe“ an uns vorbei! Schmiss sie los und wir versuchten, sie mit raumem Schubwind in eine Box zu treiben, was gründlich misslang. Der Dieselmotor der „Robbe“ war in der Schleuse stehengeblieben und ließ sich nicht wieder zum Leben erwecken. Am Ende sprang Werner als erster Rettungsschwimmer ins Wasser, um die „Robbe“ an den Steg zu ziehen. Seine Manneskraft alleine reichte allerdings nicht, weswegen Ronald zusätzlich als zweiter Rettungsschwimmer in die Fluten jumpte. Das gelang. Dann ging die Problemsuche los. Ich erinnerte mich an unseren Diesel und den Ärger mit der Dieselpest im Tank und so wollen wir uns an die Filter und an den Tank machen. Aber im Verein ging dann die Diskussion/Beratung erst richtig los und ein anderer Dieselgeschädigter beschrieb überzeugend, dass es bei ihm an Luft im System gelegen hätte bei exakt denselben Folgen. Langer Diskussion kurzes Ende: Ronald und ich entlüfteten die Einspritzdüsen, wo erst nichts, dann wenig, dann reichlich Sprit herausspritzte. Es war also Luft drin gewesen. Dann entdeckten wir am Tankstutzen, dass der Dieselrücklauf Luft zog, weil die Überwurfmutter losgedreht war. Festgedreht und gestartet, und der Motor lief wie Otter. Wir machten eine kurze Probefahrt, die keinerlei negative Effekte zeigte. Damit sind wir morgen wieder fit, Richtung Spiekeroog. Mit Bernd natürlich.  Ansonsten alles im Lot auf dem Wattenboot! Ein toller Tag mit viel Aufregung und guten Ergebnissen.

Noch während ich mich mühe, diese Zeilen irgenwie in den Laptop zu denken, quasseln sie rings um mich rum noch immer über Luft im System, Dieselpest und die dringende Notwendigkeit, heute Abend mal zünftig essen zu gehen. Deshalb höre ich jetzt lieber auf, zumal das Teewasser pfeift und gleich der Hafenmeister zum Liegegeldeintreiben kommt.

Also, so muss Urlaub sein: Aufregend und schließlich mit einem überraschend guten Ende…

PS: Ich habe zufällig einen Film vom Rettungsmanöver unserer Kampfschwimmer Werner und Ronald gedreht. Der wird aber – aus besagten Gründen, dass ich ihn noch nicht rüberziehen kann auf den Laptop – erst später nachgeliefert!

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Kategorisiert in Logbuch

Von Kommodore

Segler seit 1965. Bevorzugt im Wattenmeer unterwegs. 30 Jahre Jugendwart mit Aufbau einer Zugvogel-Flotte und jährlich mehreren Touren von Fedderwardersiel bis zum Ijsselmeer. Seitdem auch als Ausbilder tätig, früher für Jugendliche, heute für Erwachsene. Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse. Als Funkamateur natürlich auch mit Kurzwelle an Bord vom "Butt", beliebteste Betriebsart ist immer noch die Morsetelegrafie.

2 Kommentare

  1. Das ist ja eine tolle Überraschung! Ich bin ‚der Mann mit dem Stock‘, und in der Tat, es war unsere letzte Saison nach 63 Jahren Küstensegeln, davon 47 Jahre Segeln mit der ISERN HINNERK im Watt von Rye bis Esbjerg mit meiner, wie Du schreibst, junggebliebenen Crew (79, 56). Und ich bin begeistert, Deinen so klugen und instruktiven Server gefunden zu haben!, es gibt also doch noch Wattensegler, die mit kleinen reviergeeigneten Booten das Watt am Leben erhalten. Ich beginne meinen ‚dritten Lebensabschnitt‘, aber für die ISERN HINNERK, in all den Jahren für das Revier optimiert und speziell aufgerüstet, ist die Zukunft noch ungewiss.

    1. Ja, moin! Ihr hattet etwas Probleme beim Auslaufen aus Horumersiel, als wir Euch sahen. Wind stand schlecht und Ihr seid immer mal wieder festgekommen im Hafen, bis es endlich klappte. Ja, ich liebe solche Schiffe wie Deinen Isern Hinnerk. Bis meine Frau wieder mitsegeln wollte hatte ich einen 16er Jollenkreuzer aus Stahl. Eigenbau, aber nicht von mir. Solide, stabil und wenig Tiefgang. Natürlich kein Klo, keine Stehhöhe, keine Küchenzeile und kein Kühlschrank. Hat mich nicht gestört, die Frau schon. Aber mit 90cm Tiefgang bei meiner LM23 geht es auch ganz gut übers Watt. Trockenfallen geht auch, aber schief. Ich denke über Wattstützen nach… Also, dann eine gute Zukunft – Euch beiden! Holger

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