15.08.22 Wangerooge nach WHV Nassauhafen

Morgen, am Montag, kommen die ersten Gewitter mit heftigen Böen in die Gegend. Deshalb ist es gut, wenn wir die offenen Gewässer dann hinter uns lassen. Wir müssen ja eh zurück und spätestens Donnerstag ist Schicht im Schacht.

Deshalb also am Montag einen Törn – wieder quer übers Watt südlich Wangerooge bis zur Jade bei Schillighörn – der uns die Jade hinauf bis nach WHV führen soll. Damit fahren wir zwar ein Stück an der Kaiserbalje, unserer Verbindung zur Weser, vorbei. Aber wir wollen Ronald und Regine ja auch noch mal einen anderen Hafen zeigen, in diesem Fall der mit jedem Wasser und ohne Schleuse erreichbare Nassauhafen in WHV, am Rande des Jadebusens. Von da ist es auch nur noch einen Katzensprung nach Dangast. Dort sind schöne Stege des Wilhelmshavener Segelclubs und auch eine schöne Gaststätte im Clubhaus. Die Stadt ist nicht weit und Werner weiß sogar noch, wo da Lidl zu finden ist.

Zurück müssen wir dann nur noch knapp 6sm, bis wir die Kaiserbalje, den Wattenweg von der Jade zur Weser, wieder erreichen.

Wir werden Montag also 2h nach NW, so gegen 11.30h, hier in Wangerooge aufbrechen. Früher wäre sinnlos, weil wir dann noch nicht quer übers Watt könnten und dort warten müssten. Dann lieber gleich am Steg. Der Diesel der „Robbe“ hat heute übrigens ohne Klagen gearbeitet, es waren keinerlei Notaktionen mehr nötig, nachdem wir alle Filter getauscht, alles entlüftet und den Leerlauf etwas höher eingestellt hatten. Möge es denn so bleiben….

Und hier der Törn im Bild:

Wangerooge bis Wilhelmshaven Nassauhafen

So, das waren die Vorgedanken und die Törnplanung.

Inzwischen ist es 0900h und wir haben Duschen, Trinkwassertanken und Frühstück hinter uns. Das Frühstück glänzte heute mit hohem Süße-Grad, hatten wir doch den Gedanken, die „Pains au Chocolat“ von Maitre Jean Pierre aus der Betragne, vertrieben von Lidl Deutschland mit Gewicht von 45 Gramm, noch mit Agaven-Dicksaft zu versüßen. Der Versuch misslang leider, weil kurzfristig erkannt wurde, dass es eben Agaven-Dicksaft und kein Honig ist. Jetzt geht’s halt nur halbsüß in den Tag. In wenigen Minuten ist NW und dann warten wir noch gut zwei Stunden und brechen dann auf.

Nachts war es erst richtig schwül, eine Tropennacht, dann nahte ein Gewitter, es blitzte, donnerte und auch ein Regenschauer ergoss sich über uns. Danach war es ruhig und erträglicher. Jetzt ist es bedeckt, Wind aus Ost (also auf den Kopp!) mit Bft 3-4, wie vorhergesagt. Peter, ein ehemaliger Teilnehmer an meinem Seefunkkurs, will sich mit seinem Hubkieler evtl. uns anschließen, weil er sich alleine nicht quer übers Watt traut. Ansonsten alles entspannt, wie jeden Tag bisher. Unser Trinkwassertank leckt immer mehr – in die Bilge, wo dann ab einem gewissen Füllstand die automatische Pumpe zu pumpen beginnt. Die Bilge aber ist inzwischen schön sauber und es gibt nicht mehr (peinlich!) wie noch im Frühjahr, bunte Schlieren rund um das Boot! Aber da hilft ja, zumindest optisch, ein Spritzer Spülmittel.

Ronald bemerkte zu Recht, Werner würde ja unheimlich oft abwaschen. Er selbst bekäme schon fast ein schlechtes Gefühl, nicht ebenso oft sich um benutzte Geschirr zu kümmern. Aber was macht Werner noch öfter als Spülen? Hier folgt der Beweis:

Werner bei nautischer Fortbildung
Werner nautische Trinität

Es ist Werners heilige Trinität der nautischen Fachliteratur: eine aktuelle Papierseekarte, ein gedruckter Tidenkalender und das unübertroffen gute Törnbeschreibungsbuch von Jan Werner, „Nordseeküste 1“. Der Durchschnittschrist begnügt sich mit Alten und Neuem Testament, Nautisch-Fortgeschrittene gehen keinen Meter mehr ohne die „Nautisch-Heilige-Trinität“! Mit Agavensaft – oder ohne…

Ronald hingegen erblickt man seltener beim Abwasch, dafür häufiger beim Schwimmen im Yachthafen und anderen Gewässern.

Teil 2: Ankunft und Rückblick

So sah es am späten Vormittag aus, als wir aus dem Wangerooger Hafen ausliefen. Wind gleich Null- und wie sich wenig später herausstellen sollte, etwas zu früh fürs Watt. Wir wollten ja wieder quer rüber, aber auch über den Prickenweg hätte es noch nicht übers Wattenhoch gepasst. Das heißt, wir müssen etwas unterscheiden: Für „Butt“ fehlte nur ein Viertelstündchen und ca. 10cm Wasserhöhe, weshalb wir ein paar Mal kräftig aufsetzten oder ausgebremst wurden. Für „Robbe“ aber machten sich ihre 10cm mehr Tiefgang mehr als deutlich bemerkbar. Zumal sie sich mit Schwung auch wohl auf den höchsten Unterwassermuschelfelsen hochgebeamt hatten mit der Kraft ihrer 20 Bukh-Pferde! Sie blieben meilenweit zurück, um dann später mit Vollgas alles daran zu setzen, uns wieder einzuholen. Unser Diesel hatte heute Entspannungszeit: Mit wenig mehr als Standgas tuckerten wir über das flache Watt, um den Abstand zur Robbe nicht noch größer werden zu lassen. An der Jade hatten sie uns dann wieder eingeholt und gemeinsam glitten wir mit der Flut die Jade hinauf, teils unter Segeln, wenn mal Wind war. Alle Hafenanlagen wurden bewundert, auch die ganz neuen, und wir hielten uns auch das ganze neue Sperrgebiet, wo jetzt der Flüssiggasterminal gebaut wird. Es war allerdings keinerlei Bautätigkeit oder Schiffstätigkeit zu beobachten, die man mit dem Sperrgebiet schützen will. Gerade rechtzeitig vor den paar Regentropfen erreichten wir dann den Nassauhafen nach einem langen Törn. Zwei schöne Liegeplätze – die letzten beiden – warteten auf uns. Zur Belohnung sind wir im Vereinsheim lecker essen gewesen, alle Sorten Fisch kamen auf die Teller. Von der Scholle über den grünen Hering bis zum Steinbeißer. Jetzt haben Ronald und Werner noch eine längere Wanderung zum nächsten Supermarkt angetreten, um die Vorräte noch etwas aufzufrischen. Ich habe das Logbuchschreiben vorgezogen…

Morgen geht’s dann über die Kaiserbalje und den Mittelpriel in die Weser zurück. Dann wollen wir, wenn wir’s bis zum AKW schaffen, noch eine Nacht vor Anker in der Schweiburg, einem Nebenarm der Weser, verbringen. Hier nun noch ein paar Fotos von heute:

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Kategorisiert in Logbuch

Von Kommodore

Segler seit 1965. Bevorzugt im Wattenmeer unterwegs. 30 Jahre Jugendwart mit Aufbau einer Zugvogel-Flotte und jährlich mehreren Touren von Fedderwardersiel bis zum Ijsselmeer. Seitdem auch als Ausbilder tätig, früher für Jugendliche, heute für Erwachsene. Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse. Als Funkamateur natürlich auch mit Kurzwelle an Bord vom "Butt", beliebteste Betriebsart ist immer noch die Morsetelegrafie.

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