Log Montag 6.9.21

Studentenleben 1974 in einer Kneipe: Dorit reitet auf Martins Schultern, der auf einem Elefanten. Ich mache das Foto.

Prolegomena, zu Deutsch:  Vorworte

Martin und ich kennen uns schon sehr, sehr lange. Wir studierten in Göttingen und hatten unsere kleinen Altbauwohnungen nebeneinander. Er war mit Medizin beschäftigt und ich mit Theologie. Er musste Frösche reanimieren und an Leichen rumschnippeln; ich habe mich mit Martin Luthers Theologie befasst, Altgriechisch und Hebräisch gelernt. Ein Teil unseres Studiengeldes haben wir gemeinsam damit verdient, dass wir „Partykugeln“ zusammengelötet haben, kleine Radios mit Licht drin. War damals angesagt, aber leider nicht lange. Martin versorgte uns mit aus seinen heißen Quellen, besonders mit Fleisch von der „Freibank“. Ich ließ derweil Modell-Segler über Göttingen kreisen. Die damals angesagte Stereo-Hifi-Technik faszinierte uns beide. Martin war aber der King: Er hatte einen sauteuren Thorens-Plattenspieler und spielte die Scheiben „nass“ ab! Heute nennt man das „Vintage“, damals aber crème de la crème! Da gingen Pink Floyd aber so richtig ab!

Martin fotografiert: Dorit im Kofferraum, Birgit und ich und rechts der NSU 1000 (1973)

Lautsprecher mussten vor allem groß sein und gewaltige Membranen haben. Auch da hatte Martin eine heiße Quelle und erwarb vor allem sehr günstig die Lautsprecher, die irgendwie „vom LKW gefallen“ waren. Er fuhr einen NSU 1000, damals eine Rakete; wir hingegen erst eine 16PS-Ente, danach einen „Gangster“-Citroen, einen 11CV. Der brauchte fast so viel Motoröl wie Sprit und durfte wegen seines gewaltigen Lenkradius (Frontantrieb!) nicht in die damals gerade entstehenden Parkhäuser einfahren. Fahrradfahren war damals verpönt und wäre uns auch nie in den Sinn gekommen. Motorrad schon eher. Pfeife rauchten wir beide – und unsere Frauen auch. Die 70er-Jahre hatten gerade begonnen und wir waren noch echte „Studenten“ und keine gegenderten „Studierende“…

Martin ist weit rumgekommen auf der Welt, von Südamerika bis Afrika. Als ihm die Pfeifenfilter ausgingen, hat er die benutzen einfach in der Äquatorsonne getrocknet. Er ist zwar viel rumgekommen, aber im Mittelpriel und auf der Kaiserbalje war er noch nicht. Das steht jetzt an. Martin und Birgit sind in Northeim bei Göttingen gelandet und wir in Bremen, zuletzt Ritterhude. Martin sagt schon seit Jahren, dass er gern mal mitsegeln möchte. Wie das so ist…. und dann kommt auch noch Corona und inzwischen die Enkel…. Jetzt hat es kurzfristig geklappt mit uns beiden.

Jetzt zum Log:

So, es ist Montagmorgen, ich habe die vielen, lieben und meist durch die sozialen Medien erhaltenen Geburtstagswünsche alle beantwortet und widme mich nun der Packerei. Martin wird jetzt in Northeim gestartet sein, wird noch seinen alten Onkel in Hannover besuchen und dann am frühen Nachmittag hier eintrudeln. Hochwasser liegt spät, so gegen 17 Uhr. Wir kommen also eh erst spät weg, nicht sehr weit, vermutlich. Vielleicht nur bis zum Grohner Yachthafen. Schaumermal….  In jedem Fall können wir in Ruhe einklarieren, ich kann Martin einweisen in alle lebensnotwendigen Schalter, Hebel, Verhaltensweisen, wir können den Mast legen und den Wassertank auffüllen und dann beizeiten den Schleusenwärter alarmieren. Dann geht es in Ruhe durch die Schleuse. Bei Hochwasser. Das heißt, dass wir auch die Jütgabel legen müssen, sonst bleiben wir schon in der Schleuse hängen. Kleinigkeit, man muss nur dran denken. Ebenso wie daran, vor dem Mastlegen die Stecker von der Funkantenne und vom Toplicht abzudrehen! Sonst hebelt man alles hübsch aus dem Deck…und nichts geht mehr danach und es regnet wieder durch. Wollen wir nicht….

Alles an Bord. Warten auf den Mitsegler…

So, nun sind wir unterwegs. Zusammen mit Karl-Heinz und seinem Motorboot sind wir um 1655h in die Ritterhuder Schleuse eingelaufen,  nachdem wir schnell den Mast gelegt und den Wassertank aufgefüllt hatten. Dann gab es viel zu stauen. Martin hat Zitronen und Tabasco vergessen,  die er für seine Guacamole braucht. So was hatten wir nie an Bord, aber ich lasse mich überraschen!

Ritterhuder Schleuse

Nach einer guten Stunde hatten wir den Grohner Yachthafen erreicht und machten beim STARTEN fest. Karl-Heinz auch. Dann ein Anlegebier (Einbecker!) und dann den Mast gestellt. Der Nachbar wundert sich, wie schnell das ging. Jetzt tippe ich Logbuch und Martin Schnipsel Tomaten winzig klein. Dafür hat er sein japanisches Spezialmesser extra mitgebracht. Ich bin echt gespannt!

Morgen früh um 0500h ist HW, da müssen wir auslaufen. Also nicht zu spät in die Koje heute!

So, mehr war heute nicht, Kurztörn zum Gewöhnen für Martin und auch durch die späte Tide bedingt. Morgen gibt’s mehr…..

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Kategorisiert in Logbuch

Von Kommodore

Segler seit 1965. Bevorzugt im Wattenmeer unterwegs. 30 Jahre Jugendwart mit Aufbau einer Zugvogel-Flotte und jährlich mehreren Touren von Fedderwardersiel bis zum Ijsselmeer. Seitdem auch als Ausbilder tätig, früher für Jugendliche, heute für Erwachsene. Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse. Als Funkamateur natürlich auch mit Kurzwelle an Bord vom "Butt", beliebteste Betriebsart ist immer noch die Morsetelegrafie.

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