Der Butt ist eine LM23 Comfort.
Fast eine LM24 also. Siehe weiter unten.
LM -Segelboote sind seit den 70er Jahren sehr bekannt, besonders die am meisten gebaute LM27. Die hatten wir auch mal – ganz früher… Sie wurden in hoher Stückzahl in Dänemark von LM Glasfiber gebaut, die später Windräder bauten. Ihre schönen und haltbaren Boote segeln indes noch über Nord- und Ostsee, meist über die Ostsee. Die meisten LMs sind Motorsegler mit der Betonung auf Segler. Sie segeln also wirklich und treiben nicht nur vor dem Wind – wie manch andere Boote, die sich auch „Motorsegler“ nennen. Was sie von reinrassigen Segelbooten unterscheidet ist die etwas stärkere Motorisierung (meist ein Einbaudiesel), ein zweiter Steuerstand mit Steuerrad, eine andere Raumkonzeption und und meist ein flacher Langkiel. Man könnte auch zusammenfassen: Mehr Komfort bei etwas schlechteren sportlichen Segeleigenschaften. Ein klassischer Kompromiss eben. Es gab aber auch einen klassischen Segler, die LM22. Auch ein sehr schönes Boot mit sehr guten Segeleigenschaften, wegen des Tiefgangs aber mehr für dänische Gewässer als fürs Watt geeignet.
So ist die LM23 also die kleine Schwester der größeren LM27. Feiner formuliert müsste es heißen, dass dies genau auf die LM24 zutrifft, die finale Form der LM23 also. Die ist einen Dezimeter länger und tiefer und sieht innen exakt wie eine LM27 aus, nur etwas geschrumpft. Unsere LM23 „Comfort“ ist ein Zwischenschritt: innen schon LM24, außen aber die Maße der LM23. Aber der Diesel ist schon in der Bilge verschwunden und thront nicht in einem Kasten über ihr. Aber das interessiert nur Insider- möglicherweise.
Noch ein Wort zum Rumpf und dem damit verbundenen Seegangsverhalten: die LMs sind von und hinten „rund“. Spitzgatter sagt man auch dazu. Überhaupt gibt es am Rumpf keine Kanten, alles ist einfach irgendwie rund. Und damit schmiegt sich die LM in den Seegang und knallt nicht rein – wie etwa der kastenförmige Jollenkreuzerrumpf. Da muss man sich erst mal dran gewöhnen, denn es ist ständig Bewegung im Schiff und man muss sich festhalten. Aber es ist auch sicherer. Der Übergang bei steigendem Seegang war beim Jollenkreuzer deutlich: erst glatte Fahrt mit steigendem Geplatsche, dann kommt ziemlich schnell „Hack“ und es wird richtig unangenehm. Beim Segeln erst große Stabiltät und dann plötzlich Situationen, die sich keiner wünscht. Und ein Eisen-Jolli geht dann unweigerlich zu den Fischen. Das ist bei den LMs alles bewegter von Anfang an, dafür softer bei steigender Stabilität. Beruhigend…wenn man sich daran gewöhnt hat.
Ja, ich weiß: ein flacher Langkiel läuft keine Höhe am Wind und hat Abdrift bei Lage. Aber das ist der Kompromiss. Dafür läuft er schön geradeaus und hat wenig Tiefgang für die Watten. Und ein Motorsegler ist eh ein (familiärer) Kompromiss zum heißgeliebten Jollenkreuzer (der Vorgänger, Butt I, war ein 16er Jolli): Die LM23 Comfort hat viel Wohnraum, ein echtes Klo, Stehhöhe an manchen Stellen, eine Einbauküche und endlos Stauraum und bei Schietwetter sitzt man gut geschützt. Auch beim Fahren. Mit dem kräftigen Diesel. Der hat eine fette Lichtmaschine und sorgt für volle Akkus. Aber ganz ehrlich: Sooo schlecht segelt die LM23 gar nicht. Ich war tatsächlich überrascht, wie gut man mit ihr sogar kreuzen kann. Und was auch nicht schlecht ist: haut eine Böe rein, dann legt sie sich auf die Seite – geruhsam – und wird stabil. Beim Jollenkreuzer bekam ich da schon mal feuchte Hände…