Ehrlich gesagt: Das mache ich auch eher selten, möchte es aber öfters tun! Meist laufen wir ja doch einen Hafen an, aus unterschiedlichsten Gründen vom Essen-Gehen bis zur Dusche oder weil das Wetter ungewiss ist.

Aber manchmal kommt man einfach nicht voran, wenn man in die hoch trockenfallenden Wattenhäfen läuft. Wer etwa zügig über den Weser-Elbe-Wattenweg von Bremerhaven nach Cuxhaven möchte, der stellt sich selbst ein Bein, wenn er in Spieka-Neufeld oder Dorum in den Hafen zum Übernachten einläuft. Denn: rein kommt man nur nahe Hochwasser, und raus auch! Dann bleibt nicht viel Zeit fürs nächste Wattenhoch und schon liegt man wieder fest! Und alle drei Wattenhochs dieses Törns schafft man eben nicht an einem Tag oder gar mit einer Tide! Vielleicht mit viel Glück an einem der längsten Tage im Jahr mit zwei nutzbaren Tiden…. vielleicht…
Aber es gibt wunderbar geschützte Stellen im Watt, wo man über Nacht bleiben kann! Die aber muss man sorgsam auswählen!
Dazu muss man den Wetterbericht hören. Bei Gewitter will keiner draußen liegen! Und bei steifem Nordwest vermutlich auch nicht – obwohl es ginge an den richtigen Stellen. Aber es wird doch ungemütlich werden.
Welche Windrichtung und Stärke wird angekündigt? Danach suche ich den Priel aus. Zwischen Boot und Nordsee muss dann immer eine möglichst hohe Sandbank liegen, die mich schützt. Davon gibt es viele. Ich suche auf der Seekarte immer eine Stelle, wo ein Priel bei NW gerade noch meinen Tiefgang an Wasserhöhe hat (wenn ich ein Kielboot habe), damit ich bei NW auch schlafen kann und nicht auf der Seite liege. Jollenkreuzer, Kimmkieler und Kielschwerter können auch ganz trocken fallen, weil sie allenfalls leichte Schräglage bekommen.
Und ich sollte wissen, welcher Untergrund mich erwartet. Dann weiß ich erstens, ob mein Anker besser oder schlechter hält und ob ich das Boot verlassen kann. Bei Schlick würde ich es ungern verlassen, würde dafür aber besser einsacken und gerade liegen. Ausprobieren und andere Segler mit Reviererfahrung fragen!
Der Anker muss kontrolliert werden! Die Strömung dreht ja nachts! Da kann er sich losreißen und nicht wieder greifen. Und plötzlich schaukele ich am Leuchtturm XY vorbei, von der Tide mitgenommen! Früher stellte ich mir den Wecker als zwei Stunden und machte Ankerwache. Oder wir teilten uns die Nacht. Heute habe ich eine App auf dem Smartphone, von GPS gesteuert. Sie fängt an zu piepen, wenn wir vertreiben. Sehr praktisch! Man muss nur seine gewollte Drift richtig eingeben, damit sie nicht alle Nase lang Alarm gibt bei zu kleinem Driftradius. Zusätzlich stelle ich – falls ich ganz ängstlich bin – auch noch einen Tiefenalarm am Echolot ein. Aber Vorsicht: Die Tiefe verändert sich auch, wenn alles o.k. ist! Also erst ab einer Mindesttiefe warnen lassen, die über der Tiefe bei HW an dieser Stelle liegt! Besser nur der Ankerwache-App arbeiten und zusätzlich selbst nachts mal kontrollieren (wenn man pinkeln muss oder so).

Aber was bekommt man nicht alles zu sehen zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang! Die Welt in der Schöpfung – kann man ruhig sagen. Was alles da lebt und kreucht und fleucht. Welche Lichter am Horizont blinken und welche Dampfer in der Ferne in die Ferne fahren! Es ist einfach grandios und das bekommt man in keinem Hafen der Welt geboten!
Also: unbedingt mal im Watt übernachten. Zum Üben auch mal mit einem anderen Boot zusammen. Das ist sicherer und man kann sich hinterher gegenseitig immer schön daran erinnern…