Dralle Deerns Logbuch

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Der Skipper

Nun, was soll ich über mich erzählen? Immer eine schwierige Kiste. Dem einen zu formal, dem anderen zu persönlich.
Egal, ich fang einfach mal an...
Da ich Mitte des vorigen Jahrhunderts geboren wurde, und zwar genau in der Mitte, als der letzte Krieg gerade fünf Jahre vorbei war, kann ich immer gut mein Lebensalter ausrechnen. Mache ich aber nur, wenn ich mal danach gefragt werde. Denn zwischen amtlichem kalendarischen und gefühlten Alter muss es ja nicht immer eine vollständige Übereinstimmung geben. Was Ideen, Vorhaben, Projekte, neue Aufgaben und das Ehrenamt angeht, da fühle ich mich weit jünger. Wenn ich aber den alten Stockanker an Bord wuppen sollen, ihn gar ausbringen oder ohne Winschenhilfe wieder einholen soll, dann spüre ich auch mein kalendarisches Alter in den Knochen. Damit muss man leben lernen und sich die Situationen so vorbereiten, dass eben ein anderer den Anker wirft oder man gar nicht Anker werfen muss.
Segeln ist mein Hobby seit den Teenager-Jahren.
Da habe ich eine lange Karriere hinter mir. Zum Glück ließen mich meine Eltern auch an der langen Leine eigene Erfahrungen sammeln, an Land und zur See. Mit fünfzehn sind wir schon zu zweit mit einem Pirat (5m offene Jolle) nach Holland und zurück. Ohne Motor. Mit zwei Paddeln und dem Wind. Und auf dem Kanal auch mal hinters Binnenschiff gehängt. Damals ging das noch, war aber schon genauso gefährlich wie heute immer noch.
Vom "Fockaffen" habe ich mich bei eiserner Disziplin zum "Schiffsführer" hochgearbeitet - beim Oberweser Segel-Verein hinterm Weserwehr in Bremen. Damals galten noch Traditionen und harte Regeln, denen man sich besser fügte. Wollte man Vereinsmitglied werden, dann brauchte man drei Bürgen und kam zwei Jahre auf die Aspirantenliste. Und dann entschied der Vorstand.... Einmal beim Arbeitsdienst gefehlt oder ein Segel nass weggepackt (die waren damals noch aus Baumwolle!) und schon konnte es einen derbe erwischen. Da habe ich ein gutes Stück meiner Prägung bekommen, was Verantwortung, Pflicht und noch so ein paar "preußische" Tugenden angeht. Die gibt's ja heute im Alltag kaum noch, dafür sind die Probleme umso mehr geworden. Leider.
Sehr viel von diesen Werten erlebe ich noch bei den Seenotrettern.
Auch, was die Bedeutung des Wortes "gründlich" ausmacht. Zuhause bei der Hausarbeit komme ich nach Auskunft meiner Frau, diesem Anspruch von "Gründlichkeit" eher selten bis nie nach. Nun gut, da kommt es halt auch auf individuelle Maßstäbe an, oder?
Eine Seereise bereite ich jedenfalls immer gründlich vor, denn es kommen noch genügend Unwägbarkeiten ins Spiel, die man nicht auf dem Plan hatte. Dann muss wenigstens der Rest passen. Denn meist müssen viele kleine Dinge zusammentreffen, damit ein Notfall entsteht. Und an der Vielzahl kann man mitarbeiten, damit sie möglichst niedrig bleibt.
Ich gebe meine Erfahrung und mein Wissen auch gern an andere weiter. Daher mache ich so gerne Kurse für Sportbootführerscheine und Seefunkzeugnisse. Und meine Kandidaten melden mir oft zurück, dass die Kurse sehr plastisch wären, mit vielen Erlebnissen gespickt und sehr an der Wirklichkeit orientiert. Kein Wunder, denn wer viel erlebt, der kann auch viel erzählen. Aber dass es immer wieder neue Kursteilnehmer gibt, ohne dass ich Werbung dafür mache, spricht ja auch eine eigene Sprache, finde ich. Und solange das so ist, mag es auch gern so bleiben...

Meine Traumschiffe waren immer zwei:
Jollenkreuzer und Plattbodenschiffe

Jollenkreuzer hatte ich zwei, einen 15er aus Holz und einen 16er aus Stahl, den legendären "Butt1". Der musste weichen, als die Frau zur Eignerin mutierte und wir uns auf ihren Wunsch hin etwas "Bequemeres" zulegten, weil sie nach Jahren seglerischer Enthaltsamkeit wieder mitsegeln wollte. Das wurde dann eine LM23 Comfort. Und Comfort hatte sie wirklich. Sogar Stehhöhe an manchen Stellen. Und einen Scheibenwischer. Im Seegang durchaus hilfreich mitunter.
Für ein Plattbodenschiff fehlte immer das Geld, weil ich ja auch noch andere Hobbys habe. Bis vor vor kurzem, als wir mit der LM in der Schei umhersegelten. Da bot sich schlagartig die Möglichkeit, eine "Grundel" von 8m Länge und sagenhaften 3m Breite bei nur einem halben Meter Tiefgang zu bekommen. Blitzentscheidung mit Blitzüberweisung der Anzahlung - und die "Dralle Deern" war gekauft.
Und unser "Butt", die LM23 Comfort, hat auch schnell neue Liebhaber gefunden. Auch ein Rentnerehepaar, mit denen ich den "Butt" dann auch gleich nach Bremerhaven überführt habe. Das alles fügte sich wirklich gut und schnell und zur Zufriedenheit aller. Wie schön...