Dralle Deerns Logbuch

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Aus- und Umräumen und Arbeiten an der Deern

Ausräumen und Einräumen

Wer sein Boot wechselt, der kennt das meist:
Man hat mit den Jahren so viel Zeug an Bord geschleppt und irgendwohin gestaut, ob man es brauchte oder auch nicht, dass man bei Verkauf viele Körbe und Taschen voller Zeugs wieder von Bord schleppen muss! So auf dem "Butt" vor ein paar Tagen geschehen. Man wundert sich....
Wenn man aber ein Boot übernimmt von jemandem, der verstorben ist, und der noch nichts von Bord geräumt hat oder auch vielleicht lebendig nicht getan hätte, dann kommt richtig Arbeit auf einen zu! Seit Tagen versperren mir in der Garage die vollen Körbe und Taschen den Zugang zu Fahrzeugen und Werkzeugen. Sie müssen wieder an Bord - vom neuen Schiff dann. Und erst einmal muss bei einem noch größeren Schiff mit noch viel mehr Staumöglichkeiten leergeräumt werden. Der Vorgänger war Schlosser und hat allerlei Zeugs gesammelt, von Schrauben bis zu Bohrern. Ich habe heute bestimmt hundert Bohrer, nagelneu, zwischen 1mm und 6mm gefunden. Allerdings voller Freude, denn gerade die dünnen bricht man ja ständig ab beim Bohren! Aber vieles kann ich auch nicht mehr gebrauchen und es muss entsorgt werden. Danach habe ich die Rest mit meinen Materialien und Werkzeugen kombiniert und neu gestaut. Nach meinem System. Platz ist ja genug. Als das vollbracht war, kamen andere Projekte der Reihe nach dran, wovon der nächste Absatz erzählt:

Umbauten und Einbauten

Das Schiff prägt den Menschen und umgekehrt auch: Unsere Voreigner Adolf und Marianne haben die Dralle Deern nicht weniger als 32 Jahre gesegelt. Und sie waren viel unterwegs. Auch sie hatten seinerzeit manches geändert,wie ich aus den Unterlagen entnehmen konnte. Beispielsweise waren original ein doppelflammiger Petroleumkocher und auch ein eingebauter Petroleumofen installiert. Ebenso ein Pump-See-WC. Mit diesen Einbauten amen sie aber nicht so gut klar und änderten das eben nach ihren Wünschen. Aus dem See-WC wurde ein Chemie-Klo. Und statt mit Petroleum und Hochdruck wurde nun mit Spiritus gekocht. Und den Ofen baute man ganz aus, weil er schon nach zwei Minuten eine solche Hitze ausstrahlte, dass er gleich wieder abgestellt wurde.
Nun war Adolf Schlosser von Beruf, für ein Stahlschiff natürlich der richtige Beruf. In seiner Firma konnte er nach Herzenslust Teile bearbeiten oder gar neu herstellen. So gibt es zwei Schwertaufnahmen, die er gebaut hat, die einfach perfekt und absolut hochwertig sind. Als möglichen Austausch gedacht, falls es mal so kommen sollte.
Bei der Elektrik aber sieht die Sache dann ganz anders aus. Schlicht und auf dem ganz alten Stand. USB-Ladebuchsen sucht man vergebens und auch der Landstrom ist abenteuerlich geführt zu den interessanten Endverbrauchern. Da haben wir nun ein weites Feld vor uns, damit auch die beiden Batterie noch etwas länger leben können und getrennt betrieben werden können, heute ja ein Standard.
Und moderne Elektronik ist natürlich überhaupt nicht an Bord. Ist erstens bei einem Traditionsschiff schwer unterzubringen, ohne das Gesamtbild zu stören, und zweitens nach Meinung der beiden "auch nicht nötig". Sie hatten nicht mal ein Echolot an Bord, sondern stakten im Zweifel mit den langen Piekhaken im Wattboden herum. "Wir sind nur dahin gefahren, wo wir uns auskannten." - sagte Marianne.
Da fahren wir zwar auch gerne hin, aber mich lockt es auch immer wieder zu Prielen, Häfen und Sandbänken, wo ich eben noch nicht war. Und da ist so ein Echolot schon eine feine Sache und ein Plotter im Netzwerk natürlich auch. Und auf AIS möchte ich auch nicht mehr verzichten. Alles auch Sicherheitsaspekte.
Und der Seefunk. Heute habe ich Funkgerät, Plotter und AiS eingebaut. Teilweise auch schon im Netzwerk verbunden, aber es fehlt noch der Strom. Da muss ich erst mal die Panel abschrauben und suchen, wo ich da fündig werden und wie. Also heute erst mal die Mechanik.
Und ein See-Klo kommt auch wieder rein. Zum Glück ist der Abfluss noch vorhanden als Ventil, der Zuflauf aber leider zugeschweißt. Da müssen wir im Winter dann bohren. Ich war zwar schon so schlau, mir das Spülwasser vom Einlass für die Motorkühlung mittels T-Stück abzweigen zu wollen,aber da brausten die Warnungen der Spezialisten sofort auf, dass genau das nicht funktionieren würde. Es sei denn, man stellt den Motor beim "Geschäft" ab. Das kann ja möglich sein, aber leider nicht immer. Also muss doch neu gebohrt werden. Kommt Zeit, kommt Zulauf.
Heute habe ich die von mir präparierte Kompass-Säule, die schon vorhanden war, aber mit Kompass oben drauf, in eine MFD-Säule umgebaut und montiert. MFD= Multifunksionsdisplay. Also Seekartenplotter, Echolot und AiS. Und Verbindung zum Seefunkgerät per Touchscreen. Das alles würde Adolf, Gott hab ihn selig, gar nicht verstehen.
Funantenne habe ich auch schon am Kompromiss-Standort montiert. Dralle Deern hat ja eine Vollholzmast. Da kann man kein Kabel nach oben führen wie in einem hohlen Mast. Achterstag hat sie auch nicht, wo ich schon mal beim Jollenkreuzer das Koaxkabel hochgeführt habe. Geht auch nicht. Aber am Heck ist ja eine Niro-Baum-/Mastauflage. Und da gehe ich mit der Antenne dran. Nicht sehr hoch, was Reichweite kostet. Aber Nummern besser als Handfunkgerät. Notfalls kann ich noch aufrüsten auf eine Antenne mit mehr Gewinn, aber die ist dann auch länger und auffälliger, was es ja auch zu vermeiden gilt auf einem Traditionsschiff.
Es ist heute also schon viel in Angriff genommen worden und manches auch schon fertig geworden. Und morgen geht es weiter.
Für morgen hat sich ein Ehepaar aus Bremerhaven angesagt, die sich für den guten "Butt" interessieren. Ich bin gespannt...